Leder – ein nachhaltiges Naturprodukt?

Leder ein nachhaltiges Naturprodukt?

Im Reitsport geht fast nichts ohne Leder. Stiefel, Schuhe, Chaps, Sättel, Trensen, Handschuhe…, diese Produkte sind in der Regel aus Leder gefertigt. Doch woher stammt es? Wie wurde es gewonnen? Leder ist doch ein Naturprodukt und somit umweltfreundlich und nachhaltig… oder?

Nein, leider nicht!
Oftmals wird das Leder aus Indien oder Bangladesh importiert, um möglichst günstig produzieren zu können. Die Art und Weise, wie das Leder gewonnen wird, ist mehr als traurig. Wenn man denkt, dass die Kuh in Indien doch als heiliges Tier gilt und kein Schindluder damit getrieben wird, liegt man falsch. Es gibt dort einen Schwarzmarkt für Kühe (und andere Tiere) und diese werden unter erbärmlichsten Bedingungen transportiert und geschlachtet. Das Leder wird dann in einer der ortsansässigen Gerbereien unter gesundheitsschädlichen Bedingungen für die Arbeiter und später auch den Verbraucher gegerbt. Die Chemiekalien werden anschließend einfach in einen Fluß geleitet, der damit hoch toxisch ist.

Das Leder stammt oftmals aus Indien und Bangladesh


Das ZDF hat dazu bereits vor einigen Jahren einen Beitrag gebracht:

Das Schlimme ist, dass es keine Kennzeichnungspflicht für Leder gibt. Der Verbraucher kann so gar nicht nachvollziehen, woher das Leder seiner Schuhe/Stiefel stammt. Immer wieder gibt es Produktrückrufe, weil Chrom VI in Schuhen oder Handschuhen gefunden wurde.

Chrom VI entsteht i.d.R. wenn der Gerbprozess nicht fachgerecht stattfindet. Dann wird aus dem verwendeten Chrom III das giftige Chrom VI.

Auch in Reitsport-Produkten finden sich immer wieder Spuren von Chrom VI


Beispielsweise wurde mehrfach Chrom VI in Handschuhen der Marke UVEX gefunden. Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass Billigleder aus Bangladesh oder Indien verwendet und auch dort gegerbt wurde.

Informationen zu Produktrückrufen werden regelmäßig über RAPEX veröffentlicht. RAPEX ist ein Schnellwarnsystem der EU zum Verbraucherschutz. Hier gibt es sogar eine gesonderte Kategorie zum Thema Reitsport.

Rein aus Interesse habe ich nun einige namhafte Hersteller von Reitstiefeln und anderen Lederwaren angeschrieben und nach der Herkunft des Leders gefragt. Ich bin auf die Rückläufer gespannt. Möglicherweise werde ich diese hier auch nochmal in einem gesonderten Post veröffentlichen.

Lediglich bei der Marke Königs konnte ich auf der Webseite einen Passus zum verwendeten Leder und der Herstellung finden.

Außerdem habe ich auch gezielt nach Herstellern gesucht, die aus Bio-Leder produzieren bzw. vegetabil gegerbtes (d.h. es werden natürliche Gerbstoffe verwendet) Leder verwenden. Dabei bin ich auf eine kleinere Sattlerei aus dem Harz gestoßen. Die Sattlerei Dresch aus Bad Grund bietet unter anderem auch Sättel aus Bio-Qualität an und hat sogar auch Olympiareiter in ihrer Kundenliste. Die Nachfrage nach Sätteln in Bio-Qualität scheint zu steigen.

Grundsätzlich muss man sagen, dass fast alle namhaften deutschen und europäischen Sattlereien auf Nachhaltigkeit achten und europäisches Leder, was ausschließlich vegetabil gegerbt wurde verwenden.
Darunter Stübben, Kieffer, Otto Schumacher und Prestige Italia. Allerdings konnte ich hier keine ausdrücklichen Bio-Produkte im Sortiment finden.

Buy less. Choose well. Make it last. (Vivienne Westwood)

Ich denke, dies zeigt, dass man auch bei der Lederausstattung seines Pferdes und auch bei der eigenen Ausstattung durchaus auf Qualität achten sollte und hier auf (deutsche) Markenqualität setzen sollte. Zum einen sind die Produkte qualitativ einfach hochwertiger und halten länger. Zum anderen unterstützt man so nicht die Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt in den fernöstlichen Ländern.

Der Trend der Fast Fashion im Reitsport ist durchaus bedenklich. Es wird vorgelebt, dass man das Pferd mindestens einmal mit schwarzem und braunem Sattelzeug ausgestattet haben muss. Bestenfalls noch in camelfarben (oder wie auch immer man diese Farbe nennt)….
Dazu passend natürlich auch die Reitstiefel in mehreren Farbvarianten und Formen (ich sag nur:“Stiefelparty“).

Da nicht jeder Reiter automatisch auch ein dickes Bankkonto hat, greifen viele zu den günstigeren Produkten, die dann sehr wahrscheinlich aus Billigleder aus Fernost hergestellt wurden und auch nicht lange halten.
Das ist traurig und diesem Trend sollte man dringend entgegenwirken!

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