Wenn das Pferd Frührente beantragt…

Bei einigen bekannten Reitsportbloggern musste ich in letzter Zeit lesen, dass der geliebte Vierbeiner verletzungsbedingt leider eine längere Auszeit benötigt oder aber auch komplett ausfällt und nur noch bedingt reitbar ist. Dieses Risiko trägt jeder Pferdebesitzer, hofft aber immer, dass ihn dieses Schicksal nie ereilt. Doch was tun, wenn das geliebte Pferd vorzeitig die Rente beantragt?

Es ist zwar etwas Off-Topic, aber dennoch ein bewegendes Thema. Wie gehen wir damit um, wenn das geliebte Pferd nicht mehr wie gewohnt funktioniert und das nicht nur über einen längeren Zeitraum, sondern im schlimmsten Fall für immer?

Ich bin nun selbst bereits zum zweiten Mal mit diesem Schicksal konfrontiert und habe es in den letzten Wochen auch bei einigen anderen Reitsport-Bloggern lesen müssen.
Die meisten von uns haben nur dieses eine Pferd und können sich auch nicht ohne Weiteres ein zweites leisten, um den Sport weiter ausüben zu können. Wenn das Pferd nicht mehr belastbar ist, stellt sich also die Frage, wie es weiter geht.

Wenn das Pferd nicht mehr belastbar ist, stellt sich also die Frage: Wie geht es weiter?

Meiner Meinung nach gibt es darauf keine pauschale Antwort, was falsch und was richtig ist. Es spielen die jeweiligen Lebensumstände eine Rolle und auch, wie sportlich das Pferd genutzt wurde. D.h. einer Reiterin, die im Sport hoch erfolgreich war, fällt es sicherlich schwerer dem Pferd zuliebe auf den Sport zu verzichten. So gemein sich das auch anhört… einer jungen Reiterin, die noch viele Pläne hat, fällt es womöglich auch schwerer, wenn das Pferd plötzlich Rentner ist. Einer Reiterin, die ohnehin zunächst Familienplanung auf dem Programm hat, tut sich evtl. leichter. Dies nur als Beispiel.

In jedem Fall sollte man sich dem Pferd gegenüber verantwortlich zeigen und ihm einen Bestplatz auf Lebenszeit suchen.

Egal, wie die Entscheidung ausfällt. Ob man sein Pferd behält, es vielleicht irgendwo etwas günstiger einstellt und es einfach nur genießt es zu pflegen und mit ihm spazieren zu gehen. Oder ob man sich dazu entscheidet, das Pferd als Beisteller o.ä. abzugeben. Man sollte sich dafür verantwortlich fühlen, dass das Pferd bestens versorgt und pferdegerecht untergebracht ist. Denn wenn man sich ein Pferd oder auch ein anderes Lebewesen anschafft, dann mit allen Konsequenzen!

Wenn man sich ein Pferd oder auch ein anderes Lebewesen anschafft, dann mit allen Konsequenzen!

Ich habe das bereits zweimal durch. Mein erstes Pferd hatte einen schwerwiegenden Fesselträgerschaden und wurde dadurch unreitbar. Für ihn habe ich glücklicherweise einen super Platz gefunden. Besser hätte es ihm nirgendwo gehen können. Vielleicht geht es ihm dort auch besser als bei mir… Ich habe ihn auch noch öfter dort besucht und habe immernoch Kontakt zu den neuen Besitzern.
Es hätte jedoch auch anders ausgehen können. Wenn man ein Pferd umsonst abgibt, melden sich doch recht seltsame Menschen auf die Anzeigen. Nicht selten landen diese Pferde dann kurze Zeit später in der Wurst oder werden nach einem Nervenschnitt doch wieder im Sport eingesetzt. Schutzvertrag hin oder her. Daher ist es auch mit Vorsicht zu genießen ein unreitbares Pferd günstig oder umsonst abzugeben.

Auch mein zweites Pferd ist nun mit nur 12 Jahren nur noch bedingt reitbar. Keine Hoffnung darauf, dass sich das nochmal bessert…. Nach langer Zeit der Lahmheit verschwinden dann auch die Reitbeteiligungen und man muss sich früher oder später Gedanken machen, wie es weitergehen soll.

Abgeben war keine Option. Sie zur Zucht zur Verfügung zu stellen habe ich letztlich nicht übers Herz gebracht. Die Angst, dass es ihr irgendwo in der Ferne nicht so gut gehen wird, war zu groß.
Ich möchte sie bei mir haben und bin dankbar, dass sie lebt und dass sie mich jeden Tag freudig begrüßt. Es gibt neben dem Reiten auch noch andere Dinge, die man mit ihr machen kann.
Da bei uns die Familienplanung in vollem Gange ist, habe ich entschieden, dass auch sie Mutter werden soll. Sie steht nun pferdegerecht in einer kleinen, ruhigen Herde und wenn alles gut geht, bekommen wir im nächsten Jahr ein Fohlen von ihr. : )

Pferde, die mit ihrem Rentner-Dasein hadern

Es gibt allerdings auch Pferde, die kommen mit dem Rentner-Dasein nicht klar. Sie vermissen das Arbeiten, bauen ab und werden krank oder verletzen sich ständig. Eine Freundin hat dazu einen sehr schönen Beitrag verfasst. Da auch meine Stute in ihrer nun mehr als einjährigen Pause eine Verletzung nach der anderen hatte und gefühlt nie richtig fit wurde, kann ich diese Gedanken nachempfinden…

Auch vielen Spitzenpferden erging es so. Nur kurze Zeit in Rente und dann wurde ihr Leben durch irgendeine Krankheit beendet.

Ich hoffe, ich kann auch in mehreren Jahren noch sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Letztlich weiß man das nie und es kann auch sein, dass man seine Entscheidung irgendwann doch noch revidieren muss…

Allen Pferdebesitzern kann ich jedoch nur raten: Seid dankbar!
Ärgert euch nicht, wenn das Pferd einen schlechten Tag hat oder bestimmte Lektionen im Training einfach nicht klappen wollen. Genießt die Zeit mit eurem Partner Pferd, seid dankbar, dass es gesund ist und dass ihr gesund seid!


Ein Kommentar bei „Wenn das Pferd Frührente beantragt…“

  1. Wieder was mehr gelernt! Ein toller Beitrag welchen du veröffentlicht hast.
    Es ist schwer über das Thema im www was zu finden.

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